22. Juni

 

Ärztliches Symposium /

Fachveranstaltung

 

10 Pkt. LÄK/BW

 

 

Psychosomatik -

Wo bleibt die Somatik?

Psychoneuroimmunologie | Psychokardiologie  Stressmedizin | Neuropsychologie

Die Fortbildung ist mit 10 Punkten der Landesärztekammer
Baden-Württemberg bewertet und von den Schweizerischen Fachgesellschaften (SGPP / SAPPM) als Kernfortbildung anerkannt. Die deutschen Ärztekammerpunkte werden Ihnen den Bedingungen der Schweizerischen Fachgesellschaften 
entsprechend anerkannt.

Donnerstag, 22.06.2017  

9.00 Uhr

 

Begrüßung / Moderation
Dr. med. Till Bastian (Klinik Wollmarshöhe)

 

9.15 Uhr

 

Couch, Labor oder Hochseilgarten?
Dr. med. Kilian Mehl (Klinik Wollmarshöhe)

 

10.00 Uhr

 

Von der Psychoneuroimmunologie (PNI) zur Zukunft der Medizin
Prof. Dr. Dr. Christian Schubert (Medizinische Universität Innsbruck)

 

11.00 Uhr Pause
11.45 Uhr

 

Gesundheit und Krankheit –
eine evolutionsneurologische Perspektive

Prof. Dr. Pasquale Calabrese (Universität Basel)

 

13.00 Uhr Mittagspause - Imbiss und Atmosphäre
14.00 Uhr

 

Wie viel Seele braucht das Herz?
Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig (Universität München / TUM)

 

15.00 Uhr

 

Herzratenvariabilität (HRV) und Autonomes Nervensystem (ANS)
Dr. med. Wilhelm Joos (Klinik Wollmarshöhe)

 

15.45 Uhr Pause
16.30 Uhr

 

Der Mensch: Und er bewegt sich doch!
Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Haag, M.S. (Universität Kiel)

 

17.00 Uhr

 

Vom Behandeln zum Handeln -
Sport und Bewegung in der Klinik Wollmarshöhe

Alain Preiss, Ltd. Sporttherapeut (Klinik Wollmarshöhe)

 

17.30 Uhr

 

Vitamin-D-Mangel und das ZNS –
Risikoindikator oder Risikofaktor?

PD Dr. med. Jürgen Mertin (Klinik Wollmarshöhe)

 

18.15 Uhr

 

Läuse, Flöhe oder beides? Die Problematik der Depressions-Demenz-Differentialdiagnostik in der Psychosomatik
Walter Kaiser, Dipl. Psych., PP, Klin. Neuropsychologe
(Klinik Wollmarshöhe)

 

19.00 Uhr

 

Diskussion, Fragen an die Referenten, geselliger Nachklang
im MTZ-Saal

 

Inhalte

Vorträge  

 

9.00 Uhr 

 

Begrüßung /

Einführung

 

Dr. med. Till Bastian
(Klinik Wollmarshöhe)

 

 

Wo Leben herrscht, sind Leib und Seele untrennbar miteinander verbunden. Deshalb ist jene Abstraktion, die wir „Krankheit“ nennen (konkret gibt es nur kranke Menschen!) immer „psychosomatisch“ oder „somatopsychisch“ – 
je nach Schwerpunkt. Und weil dem so ist, kann es nach der Überwindung einer Krankheit auch – anders, als bei einer reparierten Maschine! – keinen Status quo ante geben: Auch, wenn er sein Leiden folgenlos überwunden hat, ist der von einer Krankheit geheilte Mensch immer um die Erfahrung eben dieses Erkrankens reicher.


Die Verklammerung von Soma und Psyche findet nun leider weder in der Aus­bildung der angehenden Mediziner noch in der von ihnen später ausgeübten Medizin eine realitätsgerechte Entsprechung. Um ein berühmtes Bonmot des Nestors der „integrierten Medizin“, Thure von Uexküll (1908 – 2004), 
zu variieren, ist heute die Gefahr besonders groß, dass eine Medizin praktiziert wird, die „Seelen ohne Körper“ zu behandeln sucht. Der dritte Tag unseres Symposiums spürt deshalb der organismischen Dimension des seelischen Leidens nach und versucht, durch die sehr verschiedenartigen Vorträge der Vielfalt unserer stets störungsanfälligen Körperlichkeit auf die Spur zu 
kommen. 

 

 

9.15 Uhr

 

Couch, Labor oder Hochseilgarten?


Prof. Dr. med. Kilian Mehl
(Klinik Wollmarshöhe)

 

 

Was hilft den Menschen, gesund ein gelingendes Leben zu führen? Das fragen sich seit jeher Mediziner, Psychologen, Psychotherapeuten und Philosophen. 


Ist es die berühmte Couch des Kollegen Sigmund Freud, die Laboratorien der Hirnforscher, Stressforscher und „Apparatemediziner“ oder etwa ein Hochseilgarten, auf dem Patienten „wie Affen“ erfahrungsorientiert herumklettern 
sollen?


Seit Jahrzehnten gibt es diese Auseinandersetzungen, teils geführt in erbitterten Kämpfen der Fraktionen und therapeutischen Schulen gegeneinander. Ein Methodenstreit diesbezüglich ist aus wissenschaftlicher Sicht sicherlich so nicht mehr haltbar. Schon längst haben segmentübergreifende Betrachtungsweisen uns eines Besseren belehrt. 


Sinnvoll ist es, sich auf die tatsächliche Systemkonzeption Mensch und Wirkimpulse zu besinnen, jenseits jeglicher Wunschphilosophie, und sie zur Grundlage geeigneter Diagnostik und Therapiemethoden zu machen. 

 

 

10.00 Uhr

 

Von der Psychoneuro-immunologie (PNI) zur Zukunft der Medizin


Prof. Dr. Dr. Christian Schubert (Medizinische Universität Innsbruck)

 

 

Warum lassen sich von der Psychoneuroimmunologie (PNI) die größten zukünftigen Innovationen in der medizinischen Forschungsempirie und klinischen Praxis erwarten? Weil sie den Übergang vom biomedizinischen zum biopsychosozialen Medizinparadigma markiert! Darauf verweisen komplexe Erkenntnisse und Überlegungen zur PNI, die üblicherweise nicht in der Mainstream-PNI-Literatur referiert werden. Die Geschichte der PNI zeigt, dass bereits ihre ersten empirischen Ergebnisse insofern als radikal anzusehen waren, als dass sie die verschiedenen Anteile des Stresssystems nicht mehr unabhängig voneinander, sondern in funktionsdynamischer Beziehung zueinander sahen (z. B. immunoneuroendokrines Netzwerk). Mittlerweile gibt es in der PNI auch erste Hinweise dazu, wie die Schnittstellen und Übergänge zwischen den biologischen, psychologischen und sozialen Schichten des biopsychosozialen Modells geartet sein könnten (z. B. behaviourales Immunsystem). Neuere klinische Forschungsansätze (z. B. integrative Einzelfallstudien) ermöglichen zudem auch unter „life as is it lived“-Bedingungen der menschlichen Alltagsrealität ökologisch valide Einsichten in die biopsychosoziale Modellkonzeption.
Die Trennung von Leib und Seele (Dualismus) sowie die vollständige Zurückführbarkeit des Ganzen auf seine Einzelteile (Reduktionismus) werden so zu Proponenten eines klar veralteten Erkenntniszugangs der Biomedizin. Man muss sich angesichts der gezeigten theoretischen und empirischen Fortschritte der PNI ernsthaft die Frage stellen, wie lange eine dehumanisierte Medizin dem Patienten noch mögliche wesentliche Fortschritte in der medizinischen Forschung vorenthalten darf.

 

 

11.45 Uhr

 

Gesundheit und Krankheit –
eine evolutionsneurologische Perspektive


Prof. Dr. Pasquale Calabrese (Universität Basel)

 

 

Wie andere Säugetiere, verfügt der Mensch über lebenswichtige biologische Alarmsysteme, die sein Überleben gesichert haben. Diese zumeist unbewusst agierenden Mechanismen haben sich im Verlauf der Evolution bewährt und stehen uns heute nach wir vor zur Verfügung. Gleichzeitig entwickelte sich im Laufe der Menschheitsgeschichte, gefördert durch die Sesshaftigkeit und der damit verbundenen zwischenmenschlichen Kooperation und Arbeitsteilung, eine besondere geistige Leistungsfähigkeit, die im Tierreich eine herausragende Rolle einnimmt. Oft wird diese Fähigkeit mit dem Begriff der Kognition oder Intelligenz umschrieben und bildet ein wichtiges Unterscheidungskriterium gegenüber anderen Lebewesen.

 

Hierbei wird der kommunikative Aspekt als entwicklungs-förderndes Element besonders hervorgehoben. Als „kommunikatives Wesen“ ist der Mensch an Beziehungen orientiert und auf Beziehungen angewiesen. Tatsächlich könnte man das menschliche Gehirn auch als „Beziehungsorgan“ bezeichnen. So erschöpfen sich unsere kommunikativen Fähigkeiten nicht nur auf unsere Sprache, sondern erstrecken sich auf zahlreiche andere Kommunikationsmöglichkeiten. Diese evolutive Besonderheit befähigt uns Menschen einerseits zu besonderen Leistungen, sie ist aber zugleich Quelle für so genannte „moderne Zivilisationskrankheiten“. In diesem Vortrag sollen diese Aspekte in einem verhaltenspsychologisch-neurowissenschaftlichen Kontext gestellt werden.

 

 

14.00 Uhr

 

Wie viel Seele braucht das Herz?


Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig (Universität München / TUM)

 

 

Eine Vielzahl psychosozialer Risikokonstellationen werden als Faktoren diskutiert, die neben den klassischen Risikofaktoren (Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, Übergewicht und Diabetes mellitus) mitverantwortlich für die Entstehung einer koronaren Herzerkrankung sein können und als chronischer Stress zusammengefasst werden. Zweifellos hat aber der Einfluss einer depressiven Gestimmtheit und Hoffnungslosigkeit die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Evidenzlage hierzu ist erstaunlich.


Selbstschädigende Verhaltensmuster bei Menschen mit einer depressiven Stimmungslage sind häufig: Der depressive Patient geht nachlässiger und rücksichtsloser mit seinem eigenen Körper um. Er verwendet entsprechend wenig Mühe auf eine gesunde Ernährung, ist körperlich inaktiv und greift überzufällig häufig zur Zigarette, Faktoren, die direkt auf das Herz- und Gefäßsystem wirken. Aus Untersuchungen der Herzfrequenzvariabilität bei depressiven Patienten mit koronarer Herzerkrankung wissen wir auch, dass negative Affektivität mit einer gestörten autonomen Balance assoziiert ist. Andere Untersuchungen zeigen eine erhöhte Gerinnungsneigung und Hyperreagibilität der Thrombozyten bei depressiven Koronarpatienten. Der Zeitverlauf der Dilatation der Brachialarterie nach Verschluss durch eine Druckmanschette zeigt bei Depressiven im Vergleich zu Gesunden ebenfalls einen wesentlich flacheren und zeitverzögerten Verlauf, was als Indikator für eine gestörte endotheliale Dysfunktion gilt.


Schließlich spielen immunologische Reaktionen nicht nur bei Antigenabwehr interner Noxen, sondern auch bei externen Stressoren und chronischer Belastung eine wichtige Rolle. Dementsprechend sind erhöhte Level immunologischer Parameter (Akute-Phase-Proteine, proinflammatorische Zytokine) mit chronischen Stresskonditionen assoziiert.

 

 

15.00 Uhr

 

Herzratenvariabilität (HRV) und Autonomes Nervensystem (ANS)


Dr. med. Wilhelm Joos
(Klinik Wollmarshöhe)

 

 

Als neuronaler Teil unseres allgemeinen Anpassungs-, Regulations- und Kommunikationssystems ist das autonome Nervensystem eine der wichtigen funktionellen Schnittstellen zwischen Körper und Psyche. Mittels der Herzratenvariabilitäts-messung können wir die Aktivität des autonomen Nervensystems und seiner auch wichtigen Komponenten, des Sympathikus (Leistungssystem) und Parasympathikus (Erholungssystem), beurteilen. 

 

 

16.30 Uhr

 

Der Mensch:
Und er bewegt sich doch!


Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Haag, M.S. (Universität Kiel)

 

 

Ausgehend davon, dass der Mensch auch ein sich bewegendes Wesen ist bzw. sein will, wird das Thema zunächst aus philosophischer Sicht beleuchtet und daraus ein theoretischer Bezugsrahmen abgeleitet. Dies liefert eine Basis für das exemplarische Aufzeigen sowie eine praktische Umsetzung der Theorie „Bewegung als grundlegende Verhaltensweise des Menschen.“

 

 

17.00 Uhr

 

Vom Behandeln zum Handeln - Sport und Bewegung in der Klinik Wollmarshöhe


Alain Preiss, Ltd. Sporttherapeut (Klinik Wollmarshöhe)

 

Sport- und Bewegungstherapie bei psychosomatisch erkrankten Patienten. Konzept und Umsetzung in der Klinik Wollmarshöhe. Vom Behandeln zum Handeln.

 

17.30 Uhr

 

Vitamin-D-Mangel und das
ZNS – Risikoindikator oder Risikofaktor?


PD Dr. med. Jürgen Mertin
(Klinik Wollmarshöhe)

 

 

Calcitriol, die wirksame Form des Vitamin D, ist eine Steroid-substanz, die Genaktivitäten beeinflusst / steuert. Darüber hinaus hat Vitamin D eine neuroprotektive Funktion, induziert die Bildung neurotropher Faktoren und fördert damit Neuro-neogenese und Plastizität. In weiten Teilen der Bevölkerung westlicher Länder ist ein Vitamin-D-Mangel nachweisbar.
So fand sich auch in einer Beobachtungsstudie der Klinik Wollmarshöhe ein Vitamin-D-Mangel bei  55,7 %, ein Defizit bei 29,3 % der Patienten, einen Wert im Normalbereich wiesen nur 15 % auf. 

 

Vitamin-D-Mangel wird mit zahlreichen Störungen / Erkrankungen des ZNS in Verbindung gebracht, die von kognitiven Einbußen im Alterungsprozess, demenziellen Erkrankungen, M. Parkinson bis hin zu ADHS, Depression und Schizophrenie reichen. Ob der Mangel einen Risikoindikator oder einen Risikofaktor darstellt, ist bislang ungeklärt. Lediglich bei der MS verdichten sich die Hinweise, wonach ein Vitamin-D-Mangel eine bedeutende Rolle in der Ätiologie und dem Voranschreiten der Erkrankung zukommt.

 

 

18.15 Uhr

 

Läuse, Flöhe oder beides?
Die Problematik der Depressions-Demenz-
Differentialdiagnostik in der Psychosomatik


Walter Kaiser, Dipl. Psych., PP, Klin. Neuropsychologe
(Klinik Wollmarshöhe)

 

 

Bei psychosomatischen Erkrankungen (Depression, Angststörungen, somatoforme Schmerzstörungen) äußern die Betroffenen nicht selten Beschwerden über begleitende kognitive Defizite. In einem modernen psychosomatischen Behandlungskonzept ist es wichtig, die Patienten an diesem Punkt ernstzunehmen und gegebenenfalls entsprechende neuropsychologische Untersuchungen ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit durchzuführen.

 

In verschiedenen Fallbeispielen wird gezeigt, dass sich hinter bzw. neben einer ausgeprägten psychischen Symptomatik auch einmal ein in Gang gekommener demenzieller Prozess verbergen kann. Eine möglicherweise vorliegende Demenz von einer Pseudodemenz im Rahmen einer schweren Depression zu unterscheiden, ist nicht immer einfach und erfordert eine umfassende neuropsychologische, psychiatrische und psychodiagnostische Erhebung.

 

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